Seit einigen Jahren wird in Gehaltsvereinbarungen statt auf individuelle Bonuskomponenten verstärkt auf den Unternehmenserfolg oder die Teamleistung abgestellt. Das versprach eine höhere Zufriedenheit und Kooperationsbereitschaft der Mitarbeiter. Allerdings hat sich die wohldurchdachte Umstellung der Bonus-Vereinbarungen von individuellen Zielen auf die Unternehmensperformance als Ganzes in der Corona-Pandemie für viele Beschäftigte als äußerst unvorteilhaft erwiesen: Abgesehen von einigen Boom-Branchen waren die Geschäftsergebnisse vieler Unternehmen negativ. Die Folge: ausgelobte Boni blieben unerreichbar, dies beschädigte die Motivation und führte vielerorts zu Frust, da der persönliche Einsatz der Mitarbeiter nicht nachgelassen hatte. Gerade in der Krise wuchsen Zusammenhalt und Engagement. Die negativen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ließen sich damit aber nicht aushebeln. Insofern stehen viele Arbeitgeber vor einem Dilemma: In virtuellen Townhalls wird der Einsatz der Mitarbeiter und Teams überschwänglich gelobt, findet aber keine materielle Anerkennung.
Raus aus dem Vergütungs-Dschungel – Vergütungssysteme auf den Prüfstand
Auf den externen Corona-Schock reagieren Unternehmen verstärkt mit Initiativen in den Bereichen digitale Transformation und Innovation sowie Kostensenkungs-Programmen. Geschäftsprozesse und althergebrachte Organisationsstrukturen sollen optimiert und zukunftsfähig gemacht werden.
Dabei kommen auch die Vergütungssysteme auf den Prüfstand. Die Krise wird zuweilen auch als Chance wahrgenommen, überkommene Besitzstände zu beschneiden und alte Vergütungs- und Bonusregelungen neu aufzusetzen. Denn es wird immer klarer, dass in der „Neuen Normalität“ viele der altbekannten Zusatzleistungen an Strahlkraft verloren haben: kostenlose Parkplätze, Jobticket, Betriebskantine, Firmenwagen, vergünstigtes Tanken, kostenfreie Getränke. Viele bislang attraktive Sozialleistungen sind für Mitarbeiter im Homeoffice aktuell relativ „nutzlos“ und sind vor dem Hintergrund einer geänderten Arbeitswelt auf ihre Wirksamkeit und den echten Benefit hin dringend neu zu bewerten.
Im Homeoffice braucht es neue betriebliche Sozialleistungen
Viele der Benefits, die für Beschäftigte in Produktionsbetrieben oder an Firmenstandorten noch wertvoll sind, kommen bei anderen Mitarbeitern gar nicht mehr an. Denn wer im Homeoffice arbeitet, profitiert nicht mehr vom kostenlosen Jobticket, dem kostenlosen Parkplatz oder dem Zugang zur Betriebskantine. Viele Beschäftigte sparen im Homeoffice zwar Spritkosten und Zeit für den Weg zum Arbeitsplatz, dem stehen aber Zusatzkosten für Internet, Beleuchtung, Büroausstattung, Heizen und den zusätzlichen Stromverbrauch zu Hause entgegen.
Fürsorge sichtbar machen – Mitarbeiter wünschen sich Sicherheit und Ausgleich
Das wichtigste Kapital eines Unternehmens sind die Mitarbeiter. Denn sie machen den Unterschied. Deshalb ist es in der „Neuen Normalität“ mit ihren fordernden Transformationsprozessen noch wichtiger, den Mitarbeitern Sicherheit und Wertschätzung zu geben. Dabei ist klar, dass der beliebte Obstkorb im Büro die Mitarbeiter zu Hause kein bisschen gesünder macht. Im Homeoffice und hybriden Arbeitsformen schwindet vielerorts die Sichtbarkeit des Arbeitgebers. Moderne Unternehmen überbrücken diese Distanz daher mit maßgeschneiderten Benefits. Denn Zusatzleistungen wirken bis in die Privatsphäre der Mitarbeiter hinein. Wer zum Beispiel bisher Zugang zu einer Betriebskantine hatte, kann auch im Homeoffice flexibel mit Verpflegungsgutscheinen verpflegt werden. Eine wertvolle betriebliche Sozialleistung, die zudem auch noch steuerlich gefördert wird. Auf diese Weise sendet der Arbeitgeber ein kraftvolles und an jedem Arbeitstag sichtbares Zeichen seiner Fürsorge.
Und als Ausgleich für die Zusatzbelastung im häuslichen Umfeld ließe sich der steuerfreie Sachbezug beispielsweise mit der Sodexo Benefits Pass Karte nutzen. Aktuell können den Beschäftigten damit bis zu 44 Euro pro Monat steuerfrei zugewendet werden. Und ab 2022 hat der Gesetzgeber den Freibetrag sogar auf 50 Euro pro Monat erhöht.
Homeoffice ist nur noch bedingt ein Benefit – andere Leistungen werden wichtiger
Eine Umfrage unter 350 Personalentscheidern zeigt genau, welche Zusatzleistungen im Umgang und in der Folge der Corona-Epidemie wichtiger werden: Neben Vorsorge- und Absicherungsleistungen, wie bAV und Krankenzusatzversicherungen sprachen sich ein Viertel für Verpflegungszuschüsse, gefolgt von generellen Zuwendungen und Sonderzahlungen sowie Mobilitätsangeboten aus. Dann folgen die verbesserte Ausstattung des privaten Arbeitsplatzes und Familienunterstützungsangebote.
Auch Gesundheitsangebote werden sich verstärkt entwickeln: ein BGM das vom betrieblichen Gesundheitsmanagement zum persönlichen Gesundheitsmanagement wird und sich stärker nach Hause orientiert. Online-Trainingsangebote können hier genauso ein Baustein sein, wie psychosoziale Unterstützungs- und Beratungsoptionen. Denn im Homeoffice ist zwar die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter viel höher – aber eben leider auch die gefühlte psychische Belastung.
Auch das Homeoffice, aus Arbeitnehmerperspektive bislang einer der grundlegenden Top-Benefits, wird inzwischen ambivalenter gesehen: Rund 75 Prozent der Unternehmen in Deutschland setzten während der Pandemie verstärkt auf Homeoffice. Und nahezu 80 Prozent der Beschäftigten wollen auch künftig von zu Hause aus arbeiten. Aber nur gelegentlich, wie eine repräsentative Umfrage von Harris Interactive im Auftrag von Sodexo belegt. Befragt wurden knapp 5.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, den USA, Australien, China und Deutschland. Mehr als drei Viertel der deutschen Befragten wünschen sich maximal drei Tage Homeoffice pro Woche. Die Zwei-Tage-Woche im Homeoffice ist sogar der Favorit der Beschäftigten. Dagegen erscheinen volle fünf Tage Homeoffice den meisten Beschäftigten mittlerweile eher als Höchststrafe. Denn trotz Teams, Zoom, Skype und anderen Kommunikationsplattformen: Für Team-Building, den kreativen Austausch, das soziale Miteinander und die Bindung an den Arbeitgeber braucht es eben persönliche Begegnungen.
The Great Reset: Benefits werden individueller – Cafeteria-System an Sozialleistungen
Die Corona-Pandemie bringt eine fundamentale Neuausrichtung der Vergütungssysteme und führt zu einer Erweiterung im Mix an betrieblichen Sozialleistungen, die Unternehmen allen Mitarbeitern anbieten, um individuell die Work-Life-Balance und Lebensqualität zu verbessern. Die Arbeitgeberleistung und Fürsorge in Form verschiedenster Zusatzleistungen und Benefits sichtbar zu machen, ist genau jetzt wirkungsvoller, als jemals zuvor, um die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.
Dieser Artikel von George Wyrwoll, Head of Communications bei Sodexo Benefits and Rewards Services, ist im Special "Compensation & Benefits" zur HR Performance 3/2021 erschienen.
Quelle: www.hrperformance-online.de